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Settings 2007-2009
Filmproduktion als Modell postfordistischer Produktion von Subjektivität*
Ausstellung + Performance, Galerie 5020, Salzburg, 6-7/06

Lassen Sie sich nicht abschrecken von all den unheimlichen linken Theorie-Begriffen!
Aber auch nicht einlullen. Der reale Schrecken ist ohnehin nicht zu beschreiben, dafür ist er zu alltäglich, zu erlebt. Anders gesagt: Es ist alles ein bisschen wie beim Film. Flexible Arbeitsverhältnisse, kreativ sein, und das Gefühl haben, an einer kleinen Welt mitbasteln zu dürfen. Viele kleine Scripts. Und eine Ausstellung kann den realen Schrecken, diese Science Fiction, nur reinszenieren – Schauder im Multiplex. Handeln müssen Sie selbst, da draussen.

Betreten Sie das Set - drei Studioräume:

– Night of the Living Dead, Zombie-Klassiker aus 1968. Draussen fressen die Toten die Lebenden. Drinnen zerfleischen sich die Überlebenden ebenso. Alles gerät durcheinander. Vor allem die Zeit. Und so ist es kein Wunder, dass in dem Gemetzel auch mal die continuity-Krücken am Film-Set sichtbar werden. Ein Anschlussfehler: breaking down the script.

– Das Modell Film – viele sagen: die Kunstform des letzten Jahrhunderts. Produktion kleiner Universen, Modellwelten der Vergangenheit wie der Zukunft. Aber auch die Produktionsweise selbst ein Modell: modulare Kulissen, Koordination und Organisation tausender flexibler Arbeitskräfte. Eine Anordnung von Wünschen, lauter kleine Zeitmaschinen.

– Keine Verschwörung. Nicht im Studio gedreht, aber vielleicht doch die grösste Filmproduktion des 20. Jahrhunderts: die Mondlandung. In weniger als 10 Jahren arbeiteten hunderttausende Menschen daran, dass ein Mensch erstmals den Mond betreten konnte; um dieses ideologisch wie technologisch einzigartige Unternehmen organisieren zu können, musste so etwas wie Projektmanagement überhaupt erstmal erfunden werden. Das wahre Alltagserbe des Apollo-Programms sind diese seit den 1970ern enorm weiterentwickelten Leitlinien der massenhaften Organisation und Kanalisation von Kreativität und Begehren.

          

– download poster: storyboard of the exhibition – HOW TO DO THINGS WITH WORLDS, 17 (.pdf / 2,5mb)

– panorama Quicktime VR

 


*Die Produktion von Subjektivität, schreibt nicht nur Maurizio Lazzarato, steht im Zentrum des gegenwärtigen ökonomischen Systems. Schon Marx sah im Verhältnis von Zeit und Subjektivität den Schlüssel zur Lösung des Rätsels von Arbeit und Ware – in Form einer "Kristallisation von Zeit". Nach den sozialen Aufständen der 1960er reagierte der Kapitalismus mit einer grundlegenden Transformation – heute meist als Postfordismus bezeichnet: Globalisierung, Flexibilisierung und De-Hierarchisierung der Produktion, sowie Fokus auf Wissen und immaterielle Arbeit. Und diese postfordistische Produktionsweise wird getragen durch die Organisation von affektiven Kräften und Zeitkristallisationsmaschinen. Gefühle, Wahrnehmung, Erinnerung.

design / agency: Ralo Mayer
In Zusammenarbeit mit Philipp Haupt (Aufbau, Video), Martin Udovicic (Storyboard) und Glim / Andreas Berger (Sound)

Dank an: Christina Linortner, 5020-Crew, David Kleinl, Reto Loitzl, Wolfgang Konrad, Ascan Breuer, Clemens Stachel, Markus Nowak, Ursula Hansbauer und alle UmzugshelferInnen

Mit Unterstützung von:
Austrian Aerospace
Peter Dopplinger Filmgeräteverleih GmbH