An das Mental Health Research Institute 155 Oak Street Parkville, Victoria 3052 Locked Bag 11 Australia Applied Schizophrenia Division Forwarded to: David COPOLOV dlc@mhri.edu.au Andrew Mackinnon A.Mackinnon@papyrus.mhri.edu.au Paul Maruff P.Maruff@neuro.mhri.edu.au Christos Pantelis ckp@mhri.edu.au Betrifft: F”lle von spontan auftretender Schizophrenie in der Kommune K null. Wien Schillerplatz, am 29.2.2000 An die Wissenschafter des Mental Health Research Institute aus gegebenen Umst”nden sehen wir uns veranlaŝt Sie um Hilfe zu bitten. Wir, die Mitglieder der Kommune K null ersuchen sie dieses Schreiben streng vertraulich zu behandeln. Es darf auf keinen Fall die journalistische ÷ffentlichkeit davon erfahren. Seit Bestehen der Gemeinschaft betreiben wir eine Forschungsreihe mit dem Ziel jene Wissensbereiche des theoretischen Konzeptes der menschlichen Psyche zu erschlieŝen, die uns noch daran hindern komplexe Ph”nomene wie Schizophrenie aber auch solche wie elementaren Individualfaschismus von Grund auf zu verstehen, und damit auch aufdecken zu k–nnen wie z.B. die Massenmedien und die Politik ihren verheerenden Einfluŝ auf die Identit”t des Individuums der Gesellschaft haben. Mit fortschreitender Recherche best”tigen sich mehr und mehr die Annahmen, daŝ der Mensch im Verst”ndnis seines Subjekt Objekt Verh”ltnisses derart grundlegend irrt, daŝ die Ver–ffentlichung unserer Arbeiten einer Vorwegnahme einer wissenschaftlichen Revolution gleichkommt. Die Zusammenh”nge zwischen wissenschaftlichem Weltbild und gesellschaftlichen System sind von Kuhn (1973) mehrfach in seinem Buch Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen beleuchtet worden. Und auch Budin (1987; 28) folgert: Der Kontext der Wissenschaft ist demnach der Kontext der modernen Gesellschaft; die Wissenschaft ¸berliefert seit Generationen das Glaubenssystem, auf dem unsere Gesellschaft beruht. Doch bisher mit einem wesentlichen Irrtum, auf diesen hinzuweisen unsere Aufgabe ist. Seine Affirmation f¸hrte f¸r uns zu einer wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Revolution. Unsere Hypothese ist, daŝ es das Ich nicht mehr gibt. ìDer heroische Individualismus Anfang des 19. Jahrhunderts versuchte, durch Enth¸llung und Verzicht auf falsche Masken die echte Existenz und das ëwahre Ichí zu erlangen. Der Individualismus des 20. Jahrhunderts kommt zu dem Schluŝ, daŝ das ëwahre Ichí ¸berhaupt nicht vorhanden ist, daŝ die Menschen einfach ëFiguren auf der Suche nach einem Autor' [Luigi Pirandello] sindî (Kon 1978; 207). Die Entdeckung der Neurose 1882 durch Josef Breuer und des îUnbewuŝtenî 1900 durch Freud sowie der Erfolg der neuen Theorie zeigen ebenso wie jener Descartesí 250 Jahre zuvor, daŝ die Ich-Strukturen neuerlich im Umbruch begriffen waren. Und heute, wieder fast hundert Jahre sp”ter, ìscheint es ausgemacht, daŝ die gegenw”rtige Gesellschaft keinen gesteigerten Wert auf Menschen mit entwickeltem Ich legt. Die Kritiker der Massengesellschaft sind sich darin einig, daŝ das, was als Autonomie des Menschen oder ich starkes Individuum zu bezeichnen w”re, aus dem gesellschaftlichen Leben verschwunden ist. Das autonome Individuum wird als werbewirksamer Mythos der modernen Industriegesellschaft vermarktetî (Englert 1981; 471), was heiŝt, daŝ ìdas ohnm”chtige Ich sich um so mehr an die abstrakte Fiktion seiner Autonomie klammert, je mehr es durch die Auŝenlenkung [...] tats”chlich fremdgesteuert wirdî (Kilian 1971; 191). Die Beantwortung der Frage nach der Logik des Verborgenen ist ein f¸r die derzeitige Gesellschaftsordnung gef”hrliches Moment. Wesentlich daran ist zu erkennen das theoretisches Wissen alleine nicht ausreichen kann. Das Erleben des Ich-losen oder pr”dualistischen Aspektes der Psyche gef”hrdet das bisher akzeptierte Terrain der gesellschaftlichen Umgangsformen grundlegend. Dem waren sich vor uns schon viele bewuŝt. Die Kommune K null ist f¸r uns unter anderen ein Forschungsfeld zum Erarbeiten von Techniken, mit denen wir die Nichtdualit”t direkt erfahren k–nnen. Dazu wurde im vergangenem Jahrhundert viel geforscht und auch experimentiert. In den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts machten die Kognitionswissenschaften gemeinsam mit der sich neu definierenden Entwicklungspsychologie einen gewaltigen Erkenntnissprung. Wesentliche Inspiration daf¸r waren Buddhismus und theoretische Biologie. Wir stieŝen unabh”ngig von ihnen auf jene Spur. Es war als wir die Ph”nomene des Zusammenlebens in der Kommune studierten. Pl–tzlich der Augenblick wo sich unser Denken ver”nderte. Der tragische Fall der Internierung des lieben Kommunenmitglieds Erwin war f¸r uns ein Augenblick der Aufwachens und Erkennens, wie die Gesellschaft drauŝen mit unserer Lebensweise und Lebensfreude umgeht. Wir machten die schreckliche Erfahrung, daŝ wir ein von der herk–mmlichen Gesellschaftsordnung weit entferntes Modell des Zusammenseins leben, wof¸r die Gesellschaft drauŝen wenig Verst”ndnis aufbringt. Derzeit sind wir damit besch”ftigt zu verhindern, daŝ unsere Erkenntnis zu rasch an eine gr–ŝere ÷ffentlichkeit gelangt. Diese Erkenntnis der Ichlosigkeit wurde von den meisten von uns sosehr affirmiert, daŝ ein zur¸ck in die allgemeine Gesellschaft nicht mehr m–glich ist. Wir bef¸rchten es w¸rde zu einer Hysterie auch auŝerhalb der Kommune kommen, wie sie uns innerhalb der Kommune immer wieder seit dem tragischen Fall von Erwin bef”llt. Deswegen ersuchen wir Sie uns vom MHRI einen Experten zu schicken, damit wir gemeinsam mit Ihrer Hilfe eine Strategie entwickeln k–nnen, wie weitere Internierungen zu verhindern w”ren. Sollte Ihnen das nicht m–glich sein so ersuchen wir Sie uns an ein anderes Institut zu verweisen von dem wir Hilfe bekommen k–nnten. mit freundlichen Gr¸ŝen K null Adresse: K null Schillerplatz 3 1010-Wien Europa Tel.: 0043 1 58816 264 Email: k-0@gmx.at PS.: Literaturverzeichnis als Attachment: literatur.doc (microsoft word 8.0)